Paristagebuch 11.05 - 04.06 (scroll for picture !) // 6. Januar 2006
musée de l`homme: anders konnte ich das gestern noch nicht sagen, durch das genaue Hinsehen auf Figurenkonstellationen und Kompo- sition und Textur vom Fresco von Fra Angelico über z.b. einen überraschend offen pulsierenden Veronese - dazwischen schiebt sich noch die Erinnerung an eine bitumengeschwärzte Mumie - bis zu Ingres, wo die goldüberglänzte Haut der Badenden aus einer dicken, undurch- dringlich glatten leicht glänzenden Farbschicht unbegreiflicherweise trotzdem aufleuchtet,dieses konzentrierte Hinsehen erzeugt dann auch eine Wachheit für Haare, Goretexjacken, Kunstledertaschen, Sweat- shirts, aufblitzende Haut über tief geschnittenen Jeans, Sitzbezüge, vorgeblendete, lehmbraune 7m hohe stoffbezogene Raumwinkel mit Eisenfüssen als Hängevorrichtung für einen Giotto, dieses ganze stoffliche Ensemble und es geht immer nur um menschliche Darstellung, flanierende dicke dünne alte junge hübsche hässliche Paare betrachten sterbende gekrönt werdende in einer Umarmung befindliche Paare, bilden Konstellationen, ballen sich vor der Gioconda wie auf einem Floss der Medusa, versuchen einen Blick zu erhaschen auf ein endzeitliches Urbild - wie das am ehesten Beuys noch mal gespiegelt hat - mit gelangweilten Figuren am Rand, deren Interesse gerade erkaltet, einem Wärter, einigen Sitzenden so dass wir nach wie vor malen oder Malerei betrachten um herauszufinden wer wir sind und sein können und was Malerei ist und sein kann? Ein Ausserirdischer würde das Ganze vielleicht völlig zu Unrecht unerträglich eitel empfinden: Erdlinge, die in riesige Häuser pilgern in denen abertausende von Erdlingsdar- stellungen versammelt werden um immer nur sich anzuschauen, Spiegelstadt Paris. Für mich, wie für so viele vor mir ist es auch eine riesige Werkstatt, eine unglaubliche Ansammlung von uva. erstklassiger Malerei an einem Ort.