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Zeichnung auf Tischen / trésor im Kunstverein Pforzheim; 06.03.2006
Aus dem ursprünglichen Kunst-und Kunstgewerbeverein sind sowohl der heutige Kunstverein als auch die einzigartige Sammlung des Schmuckmuseums Pforzheim hervorgegangen, die sich beide im von Manfred Lehmbruck 1961 erbauten Reuchlinhaus befinden. Die parallel zur Neueröffnung des erweiterten Schmuckmuseums ab dem 11.März laufende Ausstellung im Kunstverein solllte sich in irgendeiner Form mit dem Haus und den besonderen Umständen beschäftigen. Daraus ist die Idee entstanden, einen "Tresor", einen abgeschlossenen Raum im Raum zu bauen, in dem sich ein "Schatz" ( franz. trésor ) von 65 Zeichnungen befindet, die auf einem 4x5 meter grossen Tisch gezeigt werden. Der Teil des Reuchlinhauses indem sich der Kunstverein befindet ist ein 16 x 19 x 6 m grosser Glasquader, der sich an 3 Seiten komplett öffnen lässt, d.h. normalerweise sind die untere Hälfte und Teile der oberen Hälfte der Wand mit beweglichen Elementen verkleidet. Die Möglichkeit der flexiblen Raumnutzung, der Entgrenzung von Innen- und Aussenraum und die starke Rasterung gehen letztendlich auf japanische Einflüsse zurück, denen sowohl Lehmbruck als auch sein Lehrer Gropius unterlegen waren. Mit dieser flexiblen Nutzung Ernst zu machen, bedeutet den Raum regelrecht umzustülpen: ich komme nach innen und sehe auf ein Aussen ( die Aussenwand des Einbaus / die Landschaft ). Die betonte Waagerechte des Tisches unterstützt eine flutende Bewegung, die durch die Raumöffnung des Aussenraums zum Park hin entsteht. Im verdichteten Auslegen der Zeichnungen wird das einzelne Blatt zu einem „stepping stone“ in einem Strom von Übergängen. Dadurch, dass man gemeinsam um den Tisch mit den Zeichnungen herum steht oder geht, ist man wie in einem Gespräch, nicht nur mit den Zeichnungen, sondern auch mit den anderen Betrachtern, unwillkürlich. Das „Gegenüber“ hat sich verschoben in einen Zwischenbereich, der Zeichnung und den anderen Betrachter als Du / anderes Ich gleichstellt.